Pfadis Amazonas Survival

Erschienen am 30. Juli 2022 in Aktionen

Mario Meyer

 

Acht Tage haben sich die Pfadis auf dem Amazonas durchgeschlagen.

70 km kämpften sich die Pfadis durch den Dschungel des Amazonas. Es ging von Roth bis nach Odersbach über mehrere Stationen. Es wurden Höhen und Tiefen durchlebt, die unsere Gruppe mehr zusammengeschweißt haben und mit dem erfolgreichen Bestehen der letzten und längsten Etappe gekrönt wurde. Wir hatten viel Spaß und Erfolgserlebnisse zusammen, aber auch Konflikte durchzustehen. Eine weitere Herausforderung war mit den gesundheitlich bedingten Ausfällen umzugehen. Zwei Pfadis hatten kurz vor Beginn der Fahrt abgesagt und zwei mussten vorzeitig ihren Hike abbrechen.

Die Anreise war mit dem Zug nach Lollar und von dort etwas mehr als zwei Kilometer zu Fuß zum Wißmarer See. Im Zug wurden noch die Aufgaben für ein Mörderspiel ausgeteilt, die sich ein paar Pfadis ausgedacht hatten und bis Ende des Hikes umgesetzt werden mussten.

Bevor es zum Zeltaufbau ging mussten wir noch einen Fußmarsch von etwas mehr als zwei Kilometer zurücklegen. Der Zeltaufbau war anfangs etwas holperig, aber trotzdem recht schnell. Nach ein paar Mal Zelte Auf- und Abbauen wurden wir alle ein eingespieltes Team.

Jetzt ging es erstmal zum Sandstrand und in den Badesee zum Abkühlen.

Zur Stärkung für den nächsten Tag gab es abends Spaghetti mit leckerer Gemüsesoße und Blattsalat als Beilage.

Der Sonnenuntergang wurde nochmal zum Rumplanschen und Schlammeinschmieren im See genutzt und mit einer Abendrunde abgeschlossen.

Früh aufstehen hieß es am nächsten Morgen, da wir noch zur Kanu-Einlassstelle bei Roth mussten.  Manche hatten schon den Sonnenaufgang über dem See genossen, während andere aus den Schlafsäcken getrieben werden mussten. Nach dem Frühstück und dem Packen der Tagesverpflegung mussten wir wieder zurück zum Bahnhof und nach einer kleinen Zugfahrt weiter von Niederwalgern nach Roth marschieren, wo wir unsere Kanus in Empfang nahmen.

Die Kanus wurden gepackt und nach einer Einweisung ging es dann los mit der ersten Etappe zurück zum Wißmarer See, die Amazonas Tour. Die Lahn ist auf dieser Strecke etwas schmaler und mehr bewachsen und es gibt mehr Stromschnellen, was das Paddeln etwas schwieriger werden lässt. Durch den niedrigeren Wasserstand mussten wir des Öfteren an den Stromschnellen aussteigen und die Kanus ziehen oder geschickt die tiefste Stelle erwischen. Anfangs fuhren wir immer mal wieder in die am Ufer wachsenden Büsche, was im Laufe der Tour dann immer weniger vorkam. Wir kamen gut voran und genossen die Natur und hatten viel Spaß dabei. Zwischendurch machten wir auch immer wieder eine Pause, manche von uns gingen auch in der Lahn zum Abkühlen baden. Unsere erste und schwierigste Etappe wurde allerdings auch von zweimal Kentern gekennzeichnet. Darunter war sogar ein Leiterboot. Aus dem Pfadi-Boot hatte sich ein Mädchen etwas stärker verletzt, wie es sich im Nachhinein herausstellte. Nach sechs Stunden Paddeln erreichten wir dann unseren Zeltplatz am Wißmarer See.

Einige gingen erstmal in den See zum Baden um sich abzukühlen und im Wasser rumzualbern, bevor es für das Küchenteam hieß, Reis mit Chilligemüsesoße zuzubereiten.

Nach dem Essen waren wir dann alle ziemlich platt vom langen, heißen und anstrengenden Tag und warteten sehnlichst auf die Abendrunde, um anschließend in den Schlafsäcken zu verschwinden.

Die Frühaufsteher konnten einen wunderbaren Sonnenaufgang über dem See genießen und haben schon mal das Frühstück vorbereitet. Der warme Kakao war dabei das wichtigste 😊

Wir mussten wieder alle früh um sieben aufstehen, da wir nicht genau einschätzen konnten, wie lange wir für den Abbau und das Verstauen des Materials und unseres Gepäckes in den Begleitbus benötigen würden. Wir wollten noch die angenehmen Temperaturen am Vormittag für’s Paddeln ausnutzen. Wegen ihrer Vorerkrankung, die bei beiden schlimmer wurde, mussten uns leider zwei Pfadis vorzeitig an diesem Morgen verlassen.

Pünktlich um zehn saßen wir eingecremt, mit Verpflegung versorgt und mit Schwimmwesten gepanzert in den Kanu’s auf dem Wasser. Unser nächstes Etappenziel war der Dutenhofener See. Wir machten wieder mehrere Pausen mit Badeeinlagen zur Abkühlung. Für Aufheiterung sorgten die Wasserrutschen in Gießen. Mit dem Paddeln und vor allem dem Lenken ging es schon wesentlich besser, so dass wir gut vorankamen. Auf Höhe des Campingplatzes mussten wir aufpassen, die Landungsstelle nicht zu verpassen, um die Kanus über die Böschung zwischen Lahn und Dutenhofener See zu tragen. Es erwartete uns wieder ein toller Badesee, diesmal sogar mit Sprungturm, was natürlich intensiv von uns ausgenutzt wurde. Auch unser Volleyballnetz kam hier zum Einsatz. Als Tageshöhepunkt wurde gegrillt – vegetarisch und auch andere Sachen 😉. In bleibender Erinnerung werden uns die Ameisen sein, die uns sogar nachts geweckt haben.

Für den nächsten Morgen haben wir uns eine halbe Stunde länger Schlaf gegönnt und uns in der Morgenrunde mit der „Reise nach Jerusalem“ aktiviert. Der Abbau ging dieses Mal schon so schnell, dass keine Zeit mehr für Fotos zu machen blieb. So waren wir schon um kurz nach halb zehn auf dem Wasser. Den Pausentakt behielten wir bei, jede Stunde eine Pause und mittags eine längere Pause zu machen. Eine weitere Herausforderung kam auf uns zu, es war für die meistens von uns neu, zu schleußen. Zwei Schleußen galt es zu durchfahren, die wir mit Bravour gemeistert haben. Zur Belohnung für die zweitlängste Strecke gab es abends Lagerfeuer mit Stockbrot und das Singen kam auch nicht zu kurz. Der schöne Tag wurde mit einer besinnlichen Abendrunde am Lagerfeuer abgerundet.

Trotz nochmals längerem Ausschlafen saßen wir zur selben Zeit wie am Vortag in den Kanus. Unsere Gruppengemeinschaft wuchs immer mehr zusammen und die Abläufe gingen immer mehr Hand in Hand. Es stand unsere kürzeste Etappe mit 9,7 km auf dem Programm. Dadurch waren unsere Zelte schon um halb zwei in Solms fertig aufgebaut und die freie Zeit wurde mit Baden in der Lahn, Frisbee und Wizard, unserem Pfadi-Spiel während diesem Kanu-Hike, verbracht. Nach dem wieder mal sehr leckeren Abendessen saßen wir gemütlich in unseren Schwedenstühlen und machten Stockbrot, diesmal versehentlich aus Blätterteig und unser Gesang war über den ganzen Platz zu hören. Unsere Pfadi-Jungs wollten diese Nacht unbedingt ohne Zelt unter freiem Himmel schlafen, was dann etwas feucht und kalt wurde, aber dafür einmalig und cool.

Ausgeruht wagten wir uns am nächsten Morgen an die Königsetappe, ewig lange 21 km lagen vor uns bis nach Odersbach. Es wurden schon Pläne geschmiedet, wie wir alle von Weilburg (nach Kilometer 16) nach Odersbach mit dem Materialbus shutteln konnten. Doch es kam alles anders.

Die Boote wurden dieses Mal so besetzt, dass die bis dahin erfahrensten Steuerleute jeweils in separate Boote aufgeteilt und die schwächeren mit den stärkeren Paddlern gemischt und die Eigeninteressen der Pfadis zurückstecken mussten, damit die Wahrscheinlichkeit stieg, das Ziel Weilburg, bzw. Odersbach gemeinsam zu erreichen.

Das Paddeln lief recht gut, es gab keine Kanus, die im Gebüsch hängenblieben, es musste nicht auf Kanus gewartet werden, wir waren ein eingespieltes Team. Es überraschte uns trotzdem, dass wir schon vor zwölf Uhr in Selters ankamen, unglaubliche 12 km hatten wir schon geschafft! Hier machten wir erstmal eine ausgiebige Pause zum Baden, Essen und Frisbee spielen. Zwei Paddler haben wir nochmal getauscht, da es einem Pfadi aus einem Zweier-Kanu etwas anstrengend wurde. Kurz darauf musste einmal noch geschleust werden, dann waren wir auch schon in Weilburg. Wir wollten schon die ersten Kanus aus dem Wasser ziehen, da gab es lauten Protest, dass alle weiterfahren wollten. Nach einer Kuchen- und Süßkrampause nutzen wir die aufbäumende Energie, um durch den Tunnel und die Zweifach-Schleuse in Weilburg zu fahren und die letzten Kilometer nach Odersbach zu paddeln. Als wir die Lahnbrücke bei Odersbach sahen, war der Jubel groß. Wir zogen die Kanus an Land, machten sie sauber und freuten uns nach dem Zeltaufbauen auf das Baden im Schwimmbad. Wir hatten die Königsetappe geschafft! Nach dem ersten Tag schien dieses Ziel in unerreichbare Ferne gerückt zu sein, doch durch Zusammenwachsen, Zusammenhalt und gemeinsam haben wir es erreicht.

Abends saßen wir völlig erschöpft in unserem schon traditionellen Schwedenstuhlkreis ohne Lagerfeuer, nachdem wir den super leckeren Resteeintopf geschlürft hatten und ließen den Tag und die Woche Revue passieren.

Am letzten Tag vor der Rückreise war für vormittags und den frühen Nachmittag ausschlafen, rumgammeln, schwimmen und Wizard spielen angesagt. Nachmittags war eine Wanderung geplant. Zuerst ging es steil aus Odersbach heraus, steil zur Lahn herunter und wieder steil in die Altstadt von Weilburg hinauf. Dort steuerten wir direkt auf eine Eisdiele zu, um die Hitze etwas herunterzukühlen. Für einen unserer Leiter war der Kanu-Hike sein letztes Event mit dieser Pfadi-Stufe und gab aus Dank an diese tolle Gruppe für jeden ein Eis aus. Weiter ging es zum Schloss und durch den Schlosspark. In die beiden Weltläden warfen wir auch noch einen Blick hinein. Vom Gewitter getrieben suchten wir nach einem Unterschlupf. Nachdem das Gewitter doch mit Abstand an uns vorbeigezogen war, wanderten wir weiter Fluss abwärts an der Lahn entlang zu einer Pizzeria, in der wir unsere gemeinsame Leistung feiern wollten. Aus Rücksichtnahme zu einem unserer Pfadis nahmen wir den Umweg zu diesem Restaurant in Kauf, da es hier auch sehr leckere glutenfreie Pizzen gibt.

Vor der Abendrunde gab es noch eine ausführlichere Reflexion des Kanu-Hikes, bei der das Essen und die Gemeinschaft herausragend bewertet wurden.

Damit die Zelte trocken eingepackt werden konnten, wurden wir ausnahmsweise gezwungen etwas länger zu pofen, was nicht unbedingt auf Widerstand stieß. Nach dem schon bekannten Fußweg nach Weilburg fuhren wir mit der Bahn Richtung Heimat. Wegen Verspätung verpassten wir in Gießen noch einen Anschlusszug, daraufhin mussten wir natürlich das Deutsche Bahn Lied singen.

Weitere Fotos findet Ihr in unserer Galerie.

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